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Leben mit posttraumatischer Belastungsstörung

und mit Jesus

verstehen-erzählen-wachsen

Tabus brechen

Vergewaltigung ist Seelemord, Entwicklungstrauma, instabile, zerstörte Psyche
Meine Heimat ©Foto: S.D.Q.
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Über mich: eine traumatische Biografie

Gespaltenes Ich - Trauma
Das bin ich ©Foto: SDQ

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Ich bin in Bayern im Januar des Jahres 1976 geboren. Ich habe ein Bindungstrauma erlitten und wurde komplex traumatisiert (Trauma Typ II - wiederholte, andauernde Traumatisierungen) durch meine Erziehung (Lieblosigkeit, hartes Strafen (z.B. als Grundschulkind 6 Stunden in der Küche sitzen, weil nicht aufgegessen), soziales Ignorieren). Letzteres war das Allerschlimmste: Immer wieder über viele Monate hinweg wurde ich ignoriert, betrat ich grüßend das Haus / Raum, wurde wortlos der Raum verlassen, setzte ich mich mittags - auch mit Essen - zu Tisch, wo schon gegessen wurde, wurde wortlos der Raum verlassen. Später hörte ich, dass das Essen ohne mich nachgeholt wurde. Ich wurde partou auf ganzer Linie sozial ignoriert. Als Kind / Teenager was das das Grausamste für mich. Ich verstand die Welt nicht und dachte immer: "Ich bin ein Stück Dreck. Mich nur zu grüßen, mit mir den selben Raum zu teilen oder nur schweigend zu essen, ist schon eine Qual für andere - ich bin ein lebensunwertes Nichts, ein Tumor, der stört." Es gab auch keine anderen heilenden Einflüsse durch - langfristig verfügbare - sonstige familiäre Bezugsperson wie Großeltern, Onkel, Tanten etc., die mir je eine andere Realität vermittelt haben. Dadurch habe ich eine schlimme Täteridentifikation (Introjekt) entwickelt, siehe Punkt 3.1.d. Durch weitere z.T. schwere Einzel-Erlebnisse in meiner Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben habe ich diverse Trauma Typ I (einmalige, kurzfristige Traumata) erlebt, die mir dann schließlich den Rest gegeben haben. Gerade, wenn Traumatisierungen in der Familie passieren, sind Themen interessant wie: Gibt es das Böse im Menschen?" oder "Fakten zu Weitergabe von Gewalt."

Ich war eine Frühgeburt und ein sog. "Unfall" und musste viele Wochen sehr untergewichtig im Brutkasten verbringen. Die Umstände vor der Geburt waren dramatisch: Die Fruchtblase war angerissen (nicht geplatzt), und der eingeleitete Geburtsprozess musste mit Wehenhemmern herausgezögert werden. Mehr als 2.5. Monate vor dem Geburtstermin wäre die Überlebenschance in den 1970er Jahren sehr gering gewesen. Es hieß, es bestünde die große Gefahr unterentwickelter Lungen. Meine Mutter musste im Krankenhaus nervenaufreibende, quälende 2 Wochen streng regungslos im Bett liegen mit erhöhten Beinen. Im Anschluss an die Brutkastenzeit war ich leider ein Flaschenkind mit chemischem Milchersatz und habe durch all diese Ereignisse ein Existenz- und Bindungstrauma erlitten. Hier (unter Punkt 3.5) erfahren Sie, was ein Existenz- und Bindungstrauma ist.

Im Alter von 10 Jahren überlebte ich in Süd-Ost-Europa eine Kindesentführung durch einen brutalen und sadistischen Kindervergewaltiger. Eine flüchtige Urlaubsbekanntschaft hatte sich unserer Vertrauen erschlichen und mich in eine fiese Falle gelockt und dann weggeschafft. Ich erinnere mich genau an den ersten gewaltsamen und sexualisierten Übergriff und dann daran, dass ich blutüberströmt "unten 'rum" und auf dem Rücken, stark verletzt, mit starken Schmerzen wieder "da war". Den Rest hat meine Seele abgespalten. Ob ich Stunden oder gar Tage in seiner Gewalt war, weiß ich leider nicht. Aber ich erinnere mich, dass mein überforderter Vater den Täter später nochmal wütend konfrontierte... ohne weitere Folgen für niemanden. Aber: Wichtige psychologische und medizinische Hilfe wurde mir leider nach dem Erlebten verwährt... Danach war das Wenige Lebendige in mir auch noch abgestorben, und ich machte wieder ins Bett und schlafen wollte ich nur noch mit Licht. Viele Jahre nach diesem Erlebnis schlief ich mit offenen Augen. Ich bekam auch so furchtbare, attackenartige Herzstiche, dass ich nicht mehr in die Schule wollte. Die Untersuchung beim Kardiologen ergab "keinen Befund." Das großflächige Narbengewebe auf dem Rücken durch die Folter habe ich dann 2012 in der Rechtsmedizin abklären lassen. Es wurde mir - das war sehr wichtig für mich - zweifelsfrei bestätigt, dass es medizinisch unbehandelte, schlechte vernarbte, tiefe Misshandlungsnarben sind. Ich habe mich später entschieden, diese unter einem großflächigem Tattoo den gesamten Rücken bedeckend zu verstecken. Denn Leute (oder Masseure) redeten offen oder heimlich über mich, wenn man mich im Schwimmbad sah oder während einer Massage. Das konnte und wollte ich nicht mehr ertragen müssen - so eine dicke Haut hatte ich nicht. Heute bin ich dann die "mit dem riesen Tattoo", das ist deutlich besser. Diese Narben verursachen auch heute noch quälenden, chronischen Juckreiz. Hier sehen Sie, welche Werke ich zu diesem Gewalterlebnis in der kreativen Traumabearbeitung (Poesie/Malen) erschaffen habe. Ein inneres "Standbild" von diesem Ereignis hat mich bis 2021 verfolgt. Aber nach zig monatelangen Gebeten um Heilung und einem prophetischen Bild desselbigen, was eine - mich nicht kennende Christin in einem Gebet mit mir nach einen Gottesdienst - empfing, ist diese Qual verschwunden. Ein Wunder, wofür ich Jesus sehr dankbar bin.

Im Alter von 12 und 15 Jahren wäre ich fast ertrunken, habe nur mit Glück überlebt. Beim ersten Mal verhakte sich mein Badeanzug an der Treppe im Nichtschwimmerbecken, unter der ich hindurchtauchte. Niemand sah meinen verzweifelten Überlebenskampf im Wasser, und es war wirklich in letzter Sekunde. Ich war wie so oft alleine schwimmen gegangen. Nach diesem Erlebnis, den Tod durch Ertrinken fast erlebt zu haben, entwickelte ich ständig Alpträume von dem Fast-Ertrinken. Ich erzählte aber zuhause niemand davon, weil ich dachte, "wozu? Es interessiert doch eh keinen." Beim zweiten Mal geriet ich in Frankreich bei "roter Flagge" (blöde Teenager-Idee) in eine gefährliche Strömung und kam nicht mehr an Land... Hier (unter Punkt 3) finden Sie eine wissenschaftliche Erklärung, was eine Posttraumatische Belastungsstörung ist.

Im Alter von 15 Jahren geriet ich nach einer VIVA-Musiksendung, wo ich Brieffreundschaften suchte und deswegen meine komplette Adresse mit Foto im TV veröffentlicht wurde (damals Anfang der 1990er Jahre leider normaler Usus), an Stalker und/oder potentielle Ver- oder Einbrecher. Diese riefen mich an (meine Eltern standen im Telefonbuch) und drohten mir am Telefon durch Zweideutigkeiten, etwas anzutun bzw. in mein Elternhaus einzubrechen. Die Polizei wurde eingeschaltet, inklusiver Fangschaltung. Sehr lange Zeit danach litt ich ständig unter Paranoia, dass ich verfolgt werde, wenn jemand zu lange hinter mir ging. Ich dachte dann sofort: "Jetzt kriegen sie dich." Schließlich kannten sie meine Adresse und mein Aussehen. Aber gemeldet hatten sie sich aber nie wieder.

Im Alter von 18 Jahren entging ich mit Glück gegen 22 Uhr in der Straße meiner Eltern am Stadtrand einer ländlichen Kleinstadt nur durch meine kurze, aber intensive Gegenwehr einer Vergewaltigung durch einen betrunkenen mir völlig Unbekannten. Der Täter sprang von einem riesigen Gartenabfallcontainer herunter, als ich gerade vorbei ging: Ich hörte den platschenden Aufprall der Füße hinter mir. Dann umrundete er mich kurz mit flapsigen Sprüchen. Erst als er mich plötzlich angriff und von den Füßen reißen wollte, indem er sich auf meine Füße stelle und umschmeißen wollte, sah ich, dass sein Geschlechtsteil entkleidet und erigiert war, und ich roch seine Fahne. Aber ich wehrte mich mit allem was ging. Ich dachte: "Ich lass mich hier nicht vergewaltigen, nur 250 m von meinem Elternhaus entfernt." Auch erkannte ich ihn als den mit aktuellem Steckbrief polizeilich gesuchten Vergewaltigungsserientäter aus dem Landkreis. Dass ich mein Abitur später noch überhaupt schaffte (LK Physik + Geschichte), war ein Wunder. Das erste Wunder meiner schulischen Laufbahn. Denn meine Schlafstörungen, die immer schon da waren, nahmen weiter zu...

Im Alter von 20 Jahren wurde ich in Lateinamerika früh abends Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls am öffentlichen Strand. Ich sah - unfreiwillig - zu, wie meine Freundin körperlich von Hinten angesprungen und ausgeraubt wurde. Ich erstarrte bei dem Anblick und ihrem Angstschrei; als er langsam auf mich zu ging, sagte ich im Slang - reflexartig und ohne nachzudenken - dem Täter, dass es nicht nett sei, was er da tut. Als Antwort hechtete er dann auf mich zu und legte die gefährliche Stichwaffe, die die ich im Dunkeln gar nicht gesehen hatte, direkt an meine Halsschlagader. Ich hob verängstigt nur die Hände und sagte beschwichtigend: "Okay, okay, beruhige dich, alles klar." Dann riss er mir meine Halskette mit Goldanhänger ab. Später schimpfte ein sehr gut befreundeter Einheimischer mit mir, wie äußerst riskant mein Verhalten war. Denn wer sich wehrt, wird oft gleich getötet, so wie der Kommilitone meines guten Freundes, der seine Lederjacke nicht sofort herausgeben wollte und dafür erstochen wurde. Es gab übrigens Zeugen des Ganzen, einige Einheimische verhöhnten uns mit "Na, habt Ihr Angst gehabt?" usw., aber auch mit sexuellen Anzüglichkeiten. Schon wenige Monate nach diesem Vorfall bekam ich Flashbacks an den Überfall.

Im Alter von 20 Jahren erlebte ich auf sehr dramatische Weise ein schweres Erdbeben in Lateinamerika. Im Epizentrum hatte es auf der Richterskala eine Stärke von 7,1. Ich war über 100 km vom Epizentrum entfernt, dennoch war es sehr stark zu spüren. Es brach eine furchterregende Massenpanik aus, denn in dieser Stadt gibt es regelmäßig starke Erdbeben mit hunderten bis tausenden von Toten, weil der geologische Untergrund sehr weich ist. Fast alle kreischten, und jeder kämpfte für sich den Weg nach draußen durch das Treppenhaus. Dieses Erlebnis triggerte all meine Todesängste, Ohnmacht, denn ich befand mich zum Zeitpunkt des Erdbebens ganz oben in einem Wolkenkratzer...

Im Alter von 20 Jahren musste ich unfreiwillig und ohne Vorbereitung in einer der größten Städte der Welt sowie Lateinamerikas das tun, was man in Deutschland S-Bahn-Surfing nennt, nur dass es ein Bus war. Es war wie immer extrem voll - für Europäer nicht annähernd vorstellbar - ich dachte aber, dass ich noch in den Bus gequetscht werde. Stattdessen hing ich draußen auf der letzten Stufe, festgeklammert an dem letzten Geländer in der Tür. Ich war einerseits so geschockt, als ich merkte, dass der Bus mit offener Tür losfuhr, andererseits geschockt, als ich merkte wie es ist, bei 60-70 km/h mit schwitzigen Händen am lebensrettenden Geländer zu klammern. Meine Hände rutschten immer mehr nach unten ins Nichts. Mit jeweils einer Hand wischte ich mir immer den Schweiß an meiner Kleidung ab, mit der anderen rettete ich mein Leben. Ich dachte ständig: "Hier wirst du sterben, das wars, Selina. Wenn du dich nicht mehr halten kann, fliegst du rücklings auf die Schnellstraße und unzählige Autos werden dich danach überfahren. Spätestens eines davon tötet dich, wenn du nicht schon vorher mausetot bist: Überlebenschance gleich null."

Als 21-jährige - mitten in meiner physikalisch-technischen Ausbildung - wurde ich 1997 in Spanien (Kanarische Inseln), Opfer einer Vergewaltigung. Im Rahmen einer flüchtigen, platonischen Bekanntschaft mit einem allseits beliebten, marokkanischen Barkeepers aus dem Hotel, indem ich wohnte, wurde ich gegen 20 Uhr in eine fiese Falle gelockt. Er überredete mich, mir eine "coole Bar" in der nächsten Nähe zu zeigen, bis ich dann endlich nachgab. Die angepriesene Bar konnte ich von "meinem" Hotel aus schon von Weitem sehen. Allerdings war es eine optische Täuschung, wie ich später bemerkte. Denn die Natur war hügelig. Der Weg ging abschüssiger, als ich es vermutet hatte, und bald konnte ich das Ziel plötzlich nicht mehr sehen, und die Gegend kannte ich auch nicht. Dass es hinter dem Hotel so abgelegen war, hatte ich unterschätzt. Und genau da, wo ich am schutzlosesten weit weg von rettenden Menschen mitten im Nichts war, ahnte ich schon Böses. Kurze Zeit nach der Vorahnung, da wo es am Dunkelsten war, hat er mich attackiert. Die Attacke war brutal und erbarmungslos und verletzte mich leicht am Kopf, dass ich dadurch so sehr eingeschüchtert war, dass jemand von "nett" zur "unberechenbaren Bestie" mutieren kann, dass ich mich entschied, das sich wehren zwecklos ist oder ihn noch mehr provoziert bis hin, dass er mich tötet, v.a. weil ich so weit weg von jeder Hilfe war. Es ist auch völlig offensichtlich, dass es eine Masche war, auf Schritt und Tritt geplant. Die Tatsachen, dass sich Vergewaltiger eine Methode zur Überwältigung suchen, und je brutaler der Erstangriff, um geringer der Widerstand des Opfers, habe ich hier unter Punkt 2 Wissenschaft: Empirisches über Vergewaltigungen beschrieben. Ich halte ihn immer noch für einen Serientäter. Ich dachte, er würde mich danach töten... Hier sehen Sie, wie ich die schmerzhaften Gefühle der Tat und dem Täter gegenüber in gemalten Bildern und intimen Gedichten umgesetzt habe. Angezeigt habe ich ihn nicht: Ich war viel zu eingeschüchtert und allein im Urlaub.

Trotz schwerster Alpträume, Schlafstörungen und mit einem Angst und Erschöpfung bedingten sehr ausgeprägten Tremor (Zittern) der Hände habe ich den Berufsschulabschluss geschafft. Das zweite Wunder meiner schulisch-beruflichen Laufbahn. Und das war es wirklich: erstens der enorme Leistungsdruck und zweitens im Labor zu arbeiten oder technische Zeichnungen anzufertigen, wenn man vor Zittern kaum den Stift halten oder normal mit den Händen arbeiten kann, ist alles andere als einfach.

Da diese Straftat während meiner prägenden Phase der physikalisch-technischen Ausbildung stattfand, saß ich später völlig verstört, frisch traumatisiert und überfordert mit mir selbst in den technischen Vorlesungen. Meine Psyche war so überfordert, dass ich oft in Ohnmacht vor den Vorlesungen fiel. So - durch die Vergewaltigung während meiner Ausbildung - hat mein Gehirn Vergewaltigung, Schmerz und Todesangst mit technischen Inhalten verknüpft, genannt sekundäre Traumatisierung. Hier (unter Punkt 3.1.) finden Sie eine wissenschaftliche Erklärung, was eine sekundäre Traumatisierung ist. Aus diesem Grunde wurde ich später für alle technischen Berufe für berufsunfähig eingestuft. Um mich privat diesem Technik-Trauma zu konfrontieren, habe ich den Quellcode dieser Website selbst entwickelt und keinerlei Hilfstools genutzt. Das dauerte ca. 800 harte Arbeitsstunden, inklusive des Selbststudiums der zwei Formatierungssprachen des Webs. Bei Interesse, siehe Quellcode: rechte Mause-Taste => Seitenquelle(-text) anzeigen.

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Trotz der sekundären Traumatisierung studierte ich noch bis zum 25. Lebensjahr und bis zum 3. Semester Medizintechnik. Aber Dauerstress und die technischen Inhalte triggerten meine sekundäre Traumatisierung und alle anderen Trauma-Symptome, so dass ich mein bis dahin sehr erfolgreich verlaufendes Ingenieur-Studium abbrechen musste. Denn ich begab mich in die erste stationäre Traumatherapie, die 4 Monate dauerte.

Das letzte Mal in Vollzeit habe ich 2004 im Alter von 28 Jahren als Anlageberaterin für Schiffs- und Immobilieninvestitionen gearbeitet. Langfristig arbeiten in der technischen Branche war leider ausgeschlossen nach dem Erwerb der sekundären Traumatisierung ("Technik-Angst"). Trotzdem hatte ich noch eine Zeit in der Forschung der Elektrochemie als Technische Assistentin mitgearbeitet.

2005 überlebte ich als 29-jährige in einem Lehrkrankenhaus einen skandalösen eigentlich nicht-überlebbaren schweren Ärztefehler durch unterlassene Hilfeleistung in einem Lehrkrankenhaus. Ich bat, nein, ich bettelte inständig um Hilfe, aber man hielt mich für eine Simulantin. Dann war es zu spät; ich "landete" auf der Intensivsation und wurde über fast eine Woche unzählige Male wiederbelebt. Die wenigen Momente, die ich kurz bei Bewusstsein war, waren grauenvoll: Ich war so einsam, sterbensschwach, keiner wusste, dass ich im Krankenhaus auf der Intensivstation war... Ein behandelnder Krankenpfleger der Intensivstation sagte mir später, mein Überleben sei medizinisches Wunder gewesen. So was hätten sie alle, auch die, die mehr als 20 Jahre auf der Intensivstation arbeiten, noch nie erlebt. Sie hätten nicht einmal geglaubt, dass ich die nächste Stunde überleben würde, geschweige den nächsten Tag, dann den übernächsten Tag usw. Ich stand immer wieder vor Gott. Er habe mich aber nicht haben wollen. Dass ich jetzt noch lebe, sei ein medizinisches Wunder. Wie es scheint, habe ich hier noch einen wichtigen Auftrag zu erfüllen, so der Intensivkrankenpfleger später zu mir.

Ein Anwalt, den ich kontaktiert hatte, sagte entsetzt, das sei gar kein Behandlungsfehler gewesen, sondern ich hätte die gesamte Station auf unterlassene Hilfeleistung (Strafrecht!) verklagen können. Zum Verkraften des erlittenen Schockes brauchte ich jedoch 2 Jahre, da war alles schon verjährt.

Im Alter von 34 Jahren musste ich dann 2010 unfreiwillig in volle unbefristete Erwerbungsunfähigkeitsrente gehen. Vorangegangen war eine 2.5-jährige berufliche Reha, inkl. kaufmännischer Umschulung und Vorbereitungsmaßnahme. Aber meine zahlreichen Beschwerden waren zu massiv (aber v.a. mein Schlafproblem), dass die Maßnahme gegen meinen Willen beendet wurde. Einerseits hatte ich so viele halbe oder ganze Fehltage, andererseits brachte ich keine Leistung mehr zustande, wenn ich anwesend war, dass es nicht mehr tragbar war.

Im Alter von 34 Jahren habe ich auch eine Schwerbehinderung von 50% erhalten. Schon vor einigen Jahren hätte ich einen Verschlechterungsantrag stellen können. Ich bin am überlegen, ob ich den Aufwand jetzt wagen soll. Was ich seit meiner Berentung in meinem Leben getan habe, um mir den Tag zu füllen, finden Sie unter mein Alltag.

Mit 39 Jahren reinzinierte ich - dank meines Bindungstraumas, siehe Diagnose Trauma - zwei Jahre und 3 Monate lang meine desaströse Kindheit mit meinem ersten richtigen Beziehungspartner: die Hölle. Es ging zwar nicht um Leben & Tod, wie bei den anderen Ereignissen (s.o.), aber die Wucht dieser intimen & schmerzhaften Erfahrung hatte ein apokalyptisches Ausmaß für mich. Erschreckend, dass so meine erste richtige Liebeserfahrung aus, weil ich da endlich emotinal(er) freier war. Ich habe wirklich geliebt, was bei früheren wenigen Beziehungen nicht voll möglich war. Meine erste richtige Erfahrung war nur systematische Abwertung - Erniedrigung - Mobbing - psychische Gewalt - nachdem es die ersten ca. 6 Monate alles wunderschön war ohne negative Vorkommnisse (außer ein paar dezenten Hinweisen, die ich nicht einordnen konnte! Aber rückwirkend verstehe ich es jetzt.)
Alles diente als Zielscheibe zum Runtermachen: z.B. mein Körper (Hände, Füße, kleine Zahnlücke, Ohren, Nase u.v.m.), mein Aussehen: meine Frisur, meine Kleidung, mein regionaler Dialekt, meine Hobbys, meine Wohnung, mein IQ (seiner Einschätzung nach), mein Beruf, mein Rentenstatus, mein herzliches Wesen, Dinge zu erfassen, sogar wie ich meine Fußnägel lackierte ("du bist sogar unfähig, Fußnägel zu lackieren, guck, etwas übergemalt am Rand"), wie ich einen Satz formulierte hatte, meine Schwachstellen, Ängste, Vergangenheit u.v.m. - einfach alles, was möglich war. Er sagte auch gebetsmühlenartig, dass kein Mann dieser Welt es mit mir aushalten würde, wenn dieser mich mal richtig kennen würde. Ich solle mich glücklich schätzen, dass er mich trotzdem liebt und mit mir zusammen sei.
Auch sagte er immer wieder so beiläufig eingestreut, dass er mit "unzähligen Frauen eine gut funktionierende Beziehung führen könne." Immer wieder schwärmte er auch von der Schönheit anderer Frauen, denen er zufällig im Alltag begegnet war wie z.B. "Du, heute habe ich eine soo schöne Busfahrerin gesehen, ich war echt fasziniert." Ich erwiderte "aha, es gibt heutzutage auch schöne Busfahrerinnen". Oder er rief mich von einem "Zukünftige Kirchenleitertreffen" aus Süddeutschland an, um in einem 30 Sekunden-Gespräch zu schwärmen, was für eine attraktive Mexikanerin er hier gesehen hat. [Anm.v.mir: Ich bin Halbmexikanerin.] Oder er leugnete mich vor seinen wenigen mir unbekannten Bekannten oder vor Leuten aus der Kirchengemeine als Freundin "kein Paar, sind befreundet", um mir dann auf meinen Protest hin einen 30-minütigen Vortrag über den Wert einer Freundschaft in einer Beziehung zu halten und zu sagen, was für überhöhte Ansprüche ich hätte zu erwarten, mich als Beziehungsparter vorzustellen.
Oder er sagte aus dem Blauen heraus Zweideutigkeiten wie "ich mag doch sehr mein Single-Leben" oder "Ich weiß nicht, wie lang wir noch zusammen sind." Wenn ich auf was vorsichtig nachfragte, warum er darüber nachdenkt, kamen weitere Zweideutigkeiten wie "ich lebe in einer Single-Wohnung, ich bin Single." oder "nur so, man weiß nie, was die Zukunft bringt und wie lange man als Paar zusammen ist". Ich sehe darin heute eine perfide Art, mich immer klein zu machen und mich in ständiger Angst zu halten, es sei bald vorbei mit uns.

Es ist schon bemerkenswert, was man aushält, wenn man es in der Kindheit nicht anders gelernt hat! Auf ca. 40 systematische Dauer-Abwertungen kam ein kleines Kompliment ("du bist meine Traumfrau"), nach dem ich dann - unbewusst - gierte. Krankhaft suchte ich immer nur die Schuld bei mir, nie bei ihm, entschuldigte mich für alles und verharrte hilflos in diesem Missbrauchssystem. Heute weiß ich, dass das von ihm keine Liebe gewesen kann. Um nach der finalen Trennung nicht schwach zu werden, habe ich alle Erniedrigungen (die leichten - die semi-schlimmen, die krassen (hier nicht erwähnt)), die er gesagt und getan hat (es sind 100erte) aufgeschrieben, um sie nie zu vergessen, was traumatisierte Kinder ertragen, um geliebt zu werden. Und ich bin so froh, dass es bei mir irgendwann "klick" gemacht hat.
Diese Erfahrung hat mich definitiv etwas gelehrt: Selbstschutz, auf meinen allererstes Bauchgefühl hören und meinen Selbstwert erkennen! In diesem Gedicht habe ich das (Lebens-)Kapitel thematisiert: Für meinen Ex. Trotz der gewonnenen Weisheit habe ich tiefe Wunden davon getragen, aber so was wird mir niemals mehr passieren! Es klingt vielleicht seltsam, aber ich bin ihm heute sehr dankbar; ich brauchte diese Erfahrung für meine Entwicklung und das Erkennen von meinen Kindheitsmustern. Im Laufe der nächsten Monate habe ich auch jede toxische Freundschaft, die ich hatte, beendet, auf die Gefahr hin, erstmal noch einsamer zu sein. Toxische Menschen, sobald ich merke, dass es System hat und kein Versehen war, hole ich nicht mehr in mein Leben.

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Im Alter von 41 Jahren verlor ich durch einen selbstverschuldeten Brandunfall in der Küche meinen gesamten Geruchssinn und Geschmacksvermögen. Ich atmete hochgiftige Plastikdämpfe einer lichterloh brennenden Silikonbackform ein. Ich schaltete die falsche Herdplatte ein, auf der sie lag, als ich Kartoffeln kochen wollte und verließ den Raum, im Glauben alles richtig gemacht zu haben. Das plötzliche Ereignis versetzte mich in Panik, Schock und Todesangst. Auch wenn nur 15x15 cm Silikon brennt, füllt der giftige, pechschwarze Rauch des synthetischen Polymers die gesamte Wohnung binnen ca. 60 Sekunden, dass man kaum noch die Hand vor Augen sieht - das geht alles blitzschnell. Schnelles Handeln ist wichtig. Ohne die Rauchmelder wäre ich wohl jetzt tot. Denn nur die piependen Warnmelder der gesamten Wohnung machten mich erst auf das Problem aufmerksam. Weil gerade die Dämmerung einsetzte, saß ich - im Nebenraum - noch im Dunkeln, weil ich zu faul war, das Licht anzumachen und telefonierte und bemerkte erst nichts von dem Rauch.

Der Verlust dieser zwei Sinnesorgane macht mich todunglücklich und untröstlich. Der Prof. Thomas Hummel [1], von der Uni Dresden, sagt, 2/3 der Patienten mit plötzlichem Geruchssinnverlust erleiden milde Depressionen. Der Grund: Das Geruchszentrum im Hirn überlappt sich mit dem Emotionszentrum. Die Mutter von dem TV-Komiker Hape Kerkeling hat deswegen Suizid begangen. [1] Und mein Neurologe sagte, ohne Geruchsinputs verkümmert ein Teil im Gehirn, weil der nicht mehr genutzt wird. Da nach dem ersten Jahr nach dem Inhalationstrauma keine Regeneration stattgefunden hat, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Regeneration jetzt statistisch bei nur noch 10% bis zur Vollendung des fünften Jahres nach dem erlittenen Trauma. Rein medizinisch gesehen ist jetzt nach dem 7. Jahr die Wahrscheinlichkeit für Heilung gleich null. Geruchstrainings, Nasenspülungen und hochdosierte Kortisontherapien in Tablettenform haben nicht geholfen. Jetzt verstehe ich Menschen nur zu gut, die durch Eigenverschulden sich selbst oder Dritten großen Schaden zufügen. Eine kurze Unachtsamkeit, und danach ist alles, aber wirklich absolut alles anders geworden. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Der Verlust schmerzt, aber es tut auch weh, dass ich es selbst aus Blödheit verursacht habe. Wäre es eine Krankheit (z.B. Virus) gewesen, vielleicht könnte ich es besser akzeptieren? Oft quält mich der Gedanke, dass ich vielleicht auch falsch reagiert habe. Ich hätte die Rauchmelder auch einfach laut piepen lassen können und hätte erst alle Fenster aufgerissen. Stattdessen fummelte ich - hustend, seelisch geschockt sowie von dem lauten Piepen mega überfordert - erstmal minutenlang an den zwei Rauchmeldern. Es verging viel wertvolle Zeit, wo ich das Gift weiter einatmte. Jedes Mal, wenn ich in den Medien von einem Wohnungs- oder Hausbrand lese mit Toten, denke ich, das hätte ich auch sein können. Wäre das das bessere Schicksal gewesen? Oder soll ich "glücklich" sein mit dem Folgeschaden überlebt zu haben?

Im Oktober 2021 ist mein allerbester Freund, den ich je hatte, gestorben. Er war wie ein Bruder für mich war: Ich kannte ihn aus meiner beruflichen Reha. Ich habe ihn bis zu seinem Krebstod begleitet. Sein Tod war so qualvoll und reißt alle Wunden auf: diese Hilflosigkeit, ihn so zu sehen. Ich stehe völlig zerstört vor allen Trümmern meiner Seele: Ein neues Trauma des Schmerzes kommt nun dazu. Er hat mir gezeigt und neu definiert, wie Freundschaft sein kann, dass ich selbstlos lieben kann. In meiner Verzweiflung habe ich auf ganz neue Art und Weise angefangen, meinen verletzten Seelenanteilen zu begegnen, auch mit Gottglauben. Ich fühle mich jetzt verwaist, wie ein kleines Kind, was seine engsten Bezugspersonen verloren hat. Wenige Monate vorher ist auch ganz plötzlich meine geliebte Katze, mein Baby, gestorben. Diese beiden Schmerzwunden (meine Katze und mein Bruder im Herzen) tun beide weh, aber speziell sein sinnloses Krebsleiden, haben etwas in mir freigesetzt: das zielgerichtetere, hochmotivierte Kämpfen um Normalität. Wo will ich noch in meinem Leben hin? Was erreichen? Der massive, offen liegende neue Schmerz ist nun unkontrolliert an der Oberfläche und hat im Schlepptau den alten Schmerz, der sich nicht mehr unterdrücken lässt. Aber - ich kann es kaum glauben - aber es geht zart voran, dass ich mich weniger abgespalten fühle und sozialer werde und es v.a. als angenehm empfinde. Wenn sich diese positive Richtung mehr festigt, werde ich einen Beitrag dazu hier verfassen.

Seit November 2021, also im Alter von 45 Jahren muss ich mit der quälenden Ungewissheit leben, ob ich eine systemische Kollagenose (schwere Autoimmunerkrankung des Bindegewebes) habe, eine Erkrankung, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen bzw. auch das Leben z.T. sehr verkürzen kann, v.a. wenn Lunge, Herz oder Niere angegriffen sind. Dann ist die Prognose schlecht. Berühmtestes Beispiel ist US-Sängerin und Schauspielerin Selena Gomez, die im Rahmen einer systemischen Lupus-Erkrankung (SLE) in dem lebensbedrohlichen Zustand der Nierenentzündung eine Organtransplantation benötigte. Ich habe bereits 2021 eine unspezifizierte Rheuma-Art diagnostiziert bekommen sowie eine Sklerodermie der Haut, ob es lokal ist oder Teil einer systemischen Erkrankung ist noch unklar. Es kann auch ein beginnender systemischer Lupus (wie bei Selena Gomez) sein, die spezielle Autoimmun-Entartung wurde bei mir bereits festgestellt. Es gibt aber auch Mischformen von mehreren Kollagenosen. Es gibt bereits ein paar Hinweise auf einen Lungen bzw. Herzbefall, und meine Beschwerden passen "gut" dazu, sagte der Facharzt. D.h. es wird genug gefunden, um vage Verdachtsdiagnosen zu stellen bzw. von einer Frühform von einer schweren Erkrankung zu sprechen, welche weiter beobachtet werden muss, aber noch nicht genug, um endgültig die Diagnose auszusprechen und eine Therapie einzuleiten.
Meine gefährliche und bis jetzt unklare Baustelle ist: die Lunge und das Herz. Ich hänge also seit 11/2021 in den Seilen und versuche nicht ins Grüben zu kommen oder im Netz zu googlen. Bereits zwei Mal müsste ich in den letzten Monaten stationär zur Diagnostik in die Klinik: einmal in die Hautklinik, einmal in die Rheumatologie/Immunologie. Ich bin jetzt engmaschig bei Kontrolluntersuchungen von allen möglichen Fachrichtungen, meist in der Uniklinik.
Es gab eine Zeit, da habe ich innerlich aufgegeben, denn mein Gedanke war: Warum noch aktiv werden, wenn ich vielleicht eine aggressive (und sehr lebenseinschränkende), lebensverkürzende, oft tödliche Erkrankung habe? Ich sah mich schon tot oder mit transplantierter Lunge und Herz. Beides kann im schlimmsten Fall bei meinen Verdachtsdiagnosen des Herzens bzw. der Lunge passieren, denn die möglichen Schäden, die das Immunsystem dort anrichtet, sind schwerwiegend und irreparabel. Für meine Psyche sowie mein Selbstwert, der sich über die Figur definiert, ist auch die Dauer-Medikation an Kortisontabletten und die Immunsupressiva (d.h. ein milde dosiertes Chemotherapie-Mittel), was nun mein Dauerbegleiter ist, ein echtes Problem, obwohl ich es geschafft habe, mein Gewicht zu halten. Ein Arzt in der Rheumaklinik zeigte sich davon beeindruckt. In Zeiten des Corona-Virus ist es auch kein tolles Gefühl, mit unterdrücktem Immunsystem und Verdacht auf schwere Herz- und Lungenerkrankung rumzulaufen, die für einen schweren Verlauf sprechen. Aber mein Resümee ist: All mein Stress hat mein Immunsystem gefährlich neu entarten lassen. Unter dem Punkt 2.2.4. Folgen von chronischem (Gewalt-)Stress finden Sie dazu mehr fachliche Informationen. Im Moment sehe ich keinen anderen Weg, als intensiv mich mit meinen Skills sowie der Tröstung im Gebet zu befassen. Das Motto heißt: dranbleiben, nicht mehr grübeln, was kommt oder nicht kommt. Vielleicht habe ich ja doch Glück, und ich ziehe nochmal den Kopf aus der Schlinge?! Und wenn nicht, was hilft es mir, sich ängstlich reinzusteigern? Mein Immunsystem und Psyche wird davon nur noch mehr geschwächt bzw. destabilisiert.

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Anfang Juli 2022 ist es passiert: Ich hatte Corona (am 12. Tag war ich dann negativ getestet), moderater Verlauf. D.h. 5 Tage Fieber, z.T. hohes Fieber knapp unter 40 Grad, 3 Tage starken Husten, starke Kopf/- Gliederschmerzen, 3 Tage Durchfall u.v.m. Aber das wirklich Schlimme ist: Ich habe Post-Covid. Schon in der akuten Infektionsphase spürte ich Muskelschmerzen und krasse Schwäche und auch dann die folgenden Monate später, dass mein Arzt, der sich auf Long-Covid spezialisiert hat, davon sprach, dass es auch MS sein kann. Der Verdacht hat sich - zum Glück - nicht erhärtet trotz auffälliger Entzündungswerte im Blut. Ich kann keine 2 Meter am Stück gehen und bin in totale Verzweifelung gefallen. Auch waren krasse Durchblutungsstörungen in meinen Beinen messbar. Das kann doch jetzt nicht wahr sein, denk´ ich. Ich habe soviel Krasses, z.B. die Intensivstation nach dem Ärztepfusch überlebt, dass ich nun zuhause im 2. Stock ohne Fahrstuhl total isoliert versauere? Als Hilfsmittel benutze ich in der Wohnung sitzend ein Skateboard, weil ein Rollstuhl auf Teppich zu anstrengend und hier alles zu eng ist, um damit um die Kurven zu kommen. Zum Glück habe ich einen Freund, der mich gut mit Lebensmitteln versorgt und auch zu Ärzten hinbegleitet.
Zu meinem Long-Covid-Arzt gehe ich seit Oktober 2022 ausschließlich mit Krankentransport. Das muss man sich mal vorstellen, was dieser Virus gemacht hat! Ich werde im Krankenwagen gefahren und die Treppen hoch und runter getragen! Zwischenzeitlich kam immer nur für ganz kurze Momente alle paar Wochen der Zweifel, dass ich mich vielleicht doch anstelle.
Aber mein Long-Covid-Arzt fand dann weitere Hinweise für eine systemische Entzündung und deutlich Hinweise, dass Teile des Virus in meinem Körper überlebt haben und somit eine chronische Corona-Infektion hervorrufen. Auch war ein Mediatorwert zwischen Gehirn und Immunsystem deutlich erhöht, dass dann auch mich klar war, dass ich eine "echte" Erkrankung mit krasser Erschöpfung habe und meine geringe Belastungsintoleranz real ist. Wenige Meter gehen führen zu unkontrollierten Verschlechterungen für mindestens 4-8 Wochen. Aber mein Long-Covid-Arzt hat mir ein Off-Label-Medikament, was zu helfen scheint, verschrieben. D.h. die Verschlechterungen waren nach minimalen Schritten waren nicht schlimm und v.a. hielten sie nicht mehr so extrem lange an. Mir wurde jetzt aber wieder klar, dass mein Immunsystem nur deswegen so in die Knie ging, weil mein Täterintrojet (Täteridentifikation) doch noch immer hochaktiv ist. Der Täteranteil sagt nämlich: "Ah, Selina, das passt zu deinem Leben: du wirst nicht mehr gesund. Das ist dein Schicksal: Leiden!" Jetzt habe ich erneut mit voller Macht angefangen dagegen anzugehen. Ich bete immer und immer wieder, dass Jesus alle Lebenslügen mit seinem Blut überschrieben hat und dass ich jetzt endlich frei bin und ein Leben in Fülle leben darf.

Jetzt im 10. Monat scheint es endlich (!) voran zu gehen: ich kann mehr als 2 Meter gehen und über den Tag hinweg durch die Wohnung. Also wird es langsam besser, aber weit kann ich noch nicht gehen, ohne dass sich dann unkontrolliert wieder die Symptome verschlimmern. Das bedeutet: 10-14 Tage schweres grippales Gefühl und Bettlägerigkeit und wieder in der Wohnung auf das Skateboard und noch weitere gute 2-3 Wochen, bis ich langsam wieder anfangen kann, die Belastung auszubauen auf den Stand von VOR der Überbelastung. Jetzt schaffe ich meist bis zu den Mülltonen vor dem Haus, wo mein Elektro-Rollstuhl steht. Er gibt mir etwas Freiheit zurück. Aber ich kann bis jetzt nur höchstens 1x am Tag raus, weil ich die Treppen nur einmal am Tag schaffe. (Stand: Ende August 2023).

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August 2023 Tja, jetzt muss ich damit klar kommen, dass ich schon im 14. Corona-Monat bin und ein körperlich stark eingeschränkter E-Rolli-Fahrer. Ein rezeptorgebundender Autoantikörper, der bei Long-Covid und ME/CFS erhöht ist, und ein sehr artverwandter Autoantikörper ist auch bei Myasthenia Gravis erhöht. Mit jackpotartigem Glück habe ich eine neuronal-muskuläre Autoimmunerkrankung, die durch Corona getriggert wurde, die man dann "gut" therapieren kann. Ich warte noch eine neue rheumatologische und neurologische Untersuchung ab. Dann ist geplant, eine Pflegestufe zu beantragen und einen Schwerbehindertenausweis mit Merkzeichen G für geheingeschränkt. Die Erfolgsaussichten sind gering bei einer Erkrankung, die für Behörden noch unbekannt ist, aber ich werde es probieren und ggf. durchklagen. Hier ist ein interessanter Podcast [2] Genesen und doch krank-Long-Covid, Gespräch mit einem Arzt von der Düsseldorfer Uniklinik. Eine der zwei Betroffenen ist nach 2 Jahren so desolat wie ich. Ich dachte, ich hätte genug Drama im Leben, dass ich von solchen Dingen verschont wäre. Jetzt kämpfe ich den 2. größten mentalen wie körperlichen Kampf meines Lebens - außer dem, was zur PTBS bzw. k.PTBS geführt hat.
Zusätzlich ist am 20.8. mein geliebter Kater gestorben. Meine treue Seele, die mich durch als das Elend und die Einsamkeit und soziale Isolation des Long-Covid getragen hat, dass ich akut emotional kompensiert bin. Ich habe krasse Abspaltungssymptome und schwanke zwischen Schmerz, der alles Alte mithochholt und krasse Abspaltung wie seit Jahren nicht mehr. Obwohl ich mir geschworen habe, nie mehr in eine Akutpsychiatrie zu gehen, habe ich mich entschlossen, für maximal 2 Wochen dort eine "Auszeit" zu nehmen und Kraft zu tanken.
Ich war 3.5 Wochen auf der Akutpsychiatrie und es war weitgehend gut. Hätte ich nicht gedacht, aber es hat sich in 20 Jahren einiges geändert. Jetzt ab Januar 2024 (Beginn des 19. Corona-Monats) fahre ich ein schickes rotes Seniorenmobil und schaffe schon mal 600-800 m einmalig zu gehen. Aber eine gewisse Erschöpfung ist noch da. Ich gehe langsam regelmäßig etwas unter Leute, knüpfe langsam private Kontakte und habe mich entschlossen eine ASP (psychosoziale Hilfe alias ambulante sozialpsychiatrische Betreuung als sog. Eingliederungshilfe) zu machen, zumindest soweit es mir gut tut. Sind da "komische" Leute, gehe ich sofort wieder, das übt die Abgrenzung, was mit gut tut und was nicht. Dort besuche ich z.B. eine Musikgruppe (Pop/Rock/Soul-Songs), und wir sind fast eine kleine Band (Bass, E-Gitarre, Akustik-Gitarre, Ukulele, Keyboard und Percussions). Ich spiele dort Keyboard (fortgeschritten) und immer häufiger Tenor-Ukulele (fortgeschrittener Anfänger).
Und seit einigen Wochen besuche ich zwei christliche Gemeinden und eine Bibelgruppe und bald noch einen Hauskreis, leider nicht so regelmäßig wie ich es mir wünsche. Also, noch nicht perfekt, aber ich bemühme mich um positive Aktivitäten, eine gute Einstellung und mache mindestens 2 bis 3 mal am Tag Skills in Form von Gebet und Selbsttröstung. Eine neue Erkenntnis ist, mein 2. Hauptproblem ist ein Ur-Schmerz. Dieser Schmerz war mir immer bewusst, nur dass ich ihn jetzt benennen kann. Mein Trauma-Psychologe sagt, das sei eine frühkindliche Traumawunde VOR dem bewussten Denken, d.h. bis zum 3. Lebensjahr. Dieser Schmerz ist massiv und wenn ich mich dort nicht täglich tröste, funktioniere ich gar nicht und will mich komplett ein-igeln und dissoziiere. Ich glaube auch, dass dort das Problem liegt, dass ich mich Menschen nicht so nah fühle bzw. dort noch mehr heilen will. Aber ich spüre jetzt endlich, dass der Trost im Gebet kommt, wenn ich lerne vor Jesus meine Hab-Acht-Stellung abzulegen (Angst vor dem emotionalem Ausgeliefertsein) und in das (Bindungs-)Vertrauen gehe. Wie mein Psychologe mir erklärte: ich halte die erworbene Bindungsangst aus und überschreibe es mit einem kurzem positiven Gefühl zum Ende, dem Frieden und der Liebe Jesu. Er nannte das das psychologische Reframing. Außerdem hat sich meine Abspaltungstendenz verringert - außer der krisenhafte Ausreißer nach dem Tod meines letzten Katers. Ich bin im Gegensatz zu früher (vor ca. 5 Jahren) viel weniger stark abgespalten und bekomme dieses Symptom schneller in den Griff. Aber ohne tägliches Gebet/Skills gehts es nicht, das ist Grundvoraussetzung.

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Ab April 2024 Ich habe erkennen müssen, dass ich TV-süchtig bin oder wie mein Psychologe sagt "stoffungebundene Sucht". Damit ich im Leben weiterkomme, habe ich meinen TV abgeschafft seit Februar. Die ersten Wochen waren schwierig, jetzt geht es gut. Jetzt lese ich viel oder wenn ich "Unterhaltung" brauche, höre ich etwas Radio. Aber Sucht kommt da nicht auf, eine ideale Alternative und es schont die Augen und Konzentration.
Bzgl. Long-Covid schaffte ich bis Februar 2024 sogar langsam steigernd einige Wochen einmalig am Stück ca. 1.6 km. Die Freude war groß. Dann ging ich einmal ein wenig mehr und stand quatschend noch mit einer Bekannten 15 min im Supermarkt. Und plötzlich geht nichts mehr. Es ist also noch nicht ausgestanden. Nach mehreren Wochen ging dann endlich wieder die Treppen runter zum Schuppen, wo mein eMobil steht. Aber mehr als 50 bis maximal 100 m geht immer noch nicht. Es ist zu Mäuse melken. Es fällt mir manchmal schwer, positiv zu denken. Fast 2 Jahre Long-Covid. Aber ich habe nichts Neurologisches - eigentlich sind die Prognosen besser, wenn ich lange genug unter der Belastungsgrenze bleibe, laut der Charite-Spezialistin für Long-Covid.
Und aktuell habe ich seit Monaten meinem 2. akuten Rheuma-Schub, der mich sehr belastet. Ich hoffe noch die Immunsupressiva abwenden zu können: mit Ernährung und Auflösung einiger emotionaler Wunden. Musizieren in der Gruppe fällt flach bis auf weiteres, die Finger sind entzündet. Dank meines 22-tägigen Fastens (ohne Essen) und des freien Kopfes dadurch fand ich heraus, dass ich mir noch nicht vergeben habe. Und ich weiß felsenfest, dass ich mich nicht selbst liebe, null. Welch' Selbsterkenntnis. Also, da liegen meinen autoaggressiven Mechanismen, meines Erachtens die Ursache meiner Autoimmunerkrankungen. Ich versuche die Liebe und Vergebung, die ich von Jesus erfahren haben, auf mich zu übertragen - in einer Art Gebet und gleichzeitig tröste und liebe ich meine abgespaltenen Anteile auf "psychologische" Art. Aber ich lasse mich auch von Jesus lieben - die einfachste Art der Tröstung. Ich hoffe, dass mein autoaggressives Immunsystem dann irgendwann zur Ruhe kommt.
Und ab 05/2024 beginnt meine Eingliederungshilfe - soziale Teilhabe. Ich freue mich. Mein Psychologe nannte es: Nachteilsausgleich für die Folgen meiner Biografie, sprich Erkrankungen. Ich habe dort immer eine Anbindung - mit weiteren Teilnehmern oder einem Sozialpädagogen. Ich fordere zu wenig Hilfe an, wenn es mir nicht gut geht. Ich möchte es lernen, Hilfe anzufordern und anzunehmen. Das ist ein altes Kindheitsmuster: alles mit mir selbst ausmachen wollen bzw. müssen. Das will ich ändern.

Ab August 2024 Ich kann mich mehr belasten - endlich, nach mehr als 26 (!) Monaten Long-Covid, ob ich jetzt noch eine geringe Form von postviralem Fatigue habe oder es fehlende Kondition (nach mehr als 2 Jahren) ist - samt muskulärer Überbelastung, weiß ich nicht. Ich kann 15 min Fahrradfahren und mehrmals am Tag kurze Strecken (300m) zu Fuß zurücklegen, aber das Stehen ist problembelastet. Dass ich es bisher schon geschafft haben - auch ein Wunder! Kein Arzt wollte mir je Hoffnung machen. Aber ich muss nun doch wieder Immunsupressiva einnehmen. Wird mein systemisches Rheuma in ca. 3 Monaten nicht wesentlich besser, vielleicht sogar die deutlich härtere Variante der Biologika. D.h. jetzt bin ich wieder mit meinen Höllenängsten konfrontiert, mich wieder mit Corona - unter Immunsupressiva - zu infizieren und wieder eine schwere Form von Long-Covid zu entwickeln. Daher tröste ich meinen abgespaltenen Anteile mit Ur-Vertrauen in Jesus. Das ist meine Haupt-Hausaufgabe jetzt.

Überlebenskampf Trauma, habe ich kämpfe für jede kleinste Besserung
Mein Leben = Sackgasse? Nordsee ©Foto: S.D.Q.

Fazit:

Jetzt haben Sie einen kleinen Eindruck, wie sich mein (Todes-)Angstgedächnis in der Kindheit, Jugend und frühe und auch spätere Erwachsenenleben entwickelt hat. Ich habe nicht alle Angst-Erlebnisse hier aufgelistet habe, aber die wichtigsten. Alle Traumata musste ich alleine bewältigen. Nach jedem Trauma war meine vorgeschädigte Seele noch mehr geschädigt. Nach jedem Einzeltrauma (Raubüberfall, Erdbeben, Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung usw.) stand ich unter Schock mit Zittern am ganzen Körper, Herzrasen, Verwirrtheit usw. Außerdem triggerte jede neue Traumatisierung einen oder mehrere Aspekte früherer Traumatisierungen, z.B. nicht beachtet werden, Erniedrigung, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Ohnmacht, Verzweiflung, (Todes-)Angst, und dass die Welt ein unsicherer Ort ist. Das früh erworbene negative, gefährliche Weltbild wurde durch jede weitere Traumatisierung erneut bestätigt, wie die Psychologen es beschreiben.

Und ich wollte meinen Verlauf meines gesamten Lebens kurz darlegen. Ich denke oft, meine Biografie ist nur eine von vielen mit ähnlichen Themen und Traumatisierungen. Vielleicht helfen meine Prozesse Ihnen, wenn Sie das hier lesen. Das würde ich mir wünschen.

Diese Website ist mein Lebenswerk. Aber sie ist noch viel mehr: Sie ist hat mir einen Lebensinn gegeben, weiter zu kämpfen und doch wieder ernsthafter die Selbsttröstungsübungen anzuwenden und v.a. Gott meine Wunde anzuvertrauen. Sehr kleine Veränderungen spüre ich jetzt, z.B., wenn ich mal kurz über einen Witz herzlich lachen kann. Der Weg ist lang, aber vielleicht kann ich in ein paar Jahren dauerhaft größere Früchte ernten.

Und wie es schien, hat Gott tatsächlich am 04.08.2020 plötzlich zwei Wunden (meine dissoziative Tagtraumidentität, eine Vorform von einer dissoziativen Identitätsstörung - und mein grässliches Täterintrojet) schlagartig und auf medizinisch nicht erklärbare Weise ins Positive geändert - ein krasses Wunder! Ergänzung (09/2022) im Alltag spürte ich es de facto gar nicht mehr, aber im Krisenfall Long-Covid ist es doch noch da, gut, dann kommt jetzt Selina (mit Jesus) gegen das Introjekt, Teil 2. Allerdings vermisse ich meine Tagtraum-Persönlichkeit ungemein und alles erinnert mich an sie, dass es mich quält. Zu diesem Wunder habe ich eine Gedicht ("Lebensbaum") geschrieben. Jetzt habe ich neue Hoffnung, dass mein Leben doch noch etwas lebenswerter werden könnte. Passenderweise dazu hat Jesus 2021 das traumatische "Standbild" zu der Enführung mit 10 Jahren, was mich immer verfolgt hat, - von jetzt auf gleich - auch in einem Gebet von mir genommen. Obwohl es gibt noch unfassbar viel zu tun und zu heilen. Denn ich habe noch eine Vielzahl von weiteren Schäden/Wunden. Schauen Sie aber gern auf meinen öffentlichen Facebook-Blog: "Leben mit komplexer PTBS", denn dort beschreibe ich detalliert meine erste wahre große (Teil-)Heilung, die ich je erfahren habe und wie es jetzt weitergeht mit meinen kurzen Höhen und vielen Tiefen. Denn ich schwanke immer zwischen Hoffnung und Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit und zwischen Kampf und Resignation. Denn mein Leben bleibt ein harter Kampf gegen die Vergangenheit: Sobald ich mit den Skills aufhöre, schnappt das Alte wieder sofort zu und hält mich fest in seinen Klauen. Aber Jesu Liebe trägt mich. Er ist mein Arzt und vollbringt Heilung, wo keiner mir - chronisch und komplex traumtisiert - keiner mehr Hoffnung machen würde. Lesen Sie aber auch hier gern noch eine detaillierte, intime Beschreibung meiner Motivation, warum ich diese Seite erstellt habe.

Verwendete Quelle
[1] Bild-Artikel von 13.01.2021, von Sandra Spieker, https://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/riechen/die-macht-des-geruchssinns-38035236.bild.html, zuletzt aufgerufen am 13.1.2021
[2] WDR-Podcast von 4.7.2022 von Sandra Zapke, https://www1.wdr.de/radio/1live/podcast/reportage/genesen-und-doch-krank-long-covid-100.html, zuletzt aufgerufen am 19.9.2022

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